Laborwerte von A-Z: Alles mit H
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Haptoglobin (Hp)
Gehen rote Blutkörperchen innerhalb der Blutgefäße zugrunde, so wird der dabei freigesetzte rote Blutfarbstoff sofort von einem in der Leber produzierten Transporteiweiß gebunden, dem Haptoglobin. Das Haptoglobin bringt den roten Blutfarbstoff dann zu Milz, Leber und Knochenmark, wo er zu Bilirubin abgebaut wird. Außerdem zählt Haptoglobin zu den Akute-Phase-Proteinen.
Normalbereich (Blut)
0,2–2 g/l
Indikation
Erkrankungen, die mit einer gesteigerten Hämolyse (Abbau roter Blutkörperchen) einhergehen
Ursachen erhöhter Werte
- Akute und chronische Entzündungen und Infektionen, Gewebezerfall, bösartige Tumoren
- Eisenmangelanämie
- Gallenstauung
- Nephrotisches Syndrom
- Hodgkin-Lymphom, Plasmozytom
Ursachen erniedrigter Werte
- Vermehrter Abbau von roten Blutkörperchen (Hämolyse), z.B. bei Autoimmunvorgängen, Zerstörung der roten Blutkörperchen durch künstliche Herzklappen, Malaria
- Lebererkrankungen mit verminderter Eiweißproduktion
- Chronische Darmerkrankungen mit Resorptionsstörungen
- Angeborener Haptoglobinmangel
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Harnstoff (Urea)
Der beim Eiweißabbau entstehende Ammoniak wird in der Leber zu Harnstoff „entgiftet“. Harnstoff gelangt dann über das Blut in die Nieren und wird mit dem Urin ausgeschieden.
Normalbereich (Blut)
10–50 mg/dl (1,7–8,3 mmol/l)
Indikation
Verlaufskontrolle einer stark eingeschränkten Nierenfunktion, insbesondere bei drohendem Nierenversagen sowie bei Dialysepatienten
Ursachen erhöhter Werte
- Fortgeschrittenes chronisches Nierenversagen (zu mindestens 50 % eingeschränkte Nierenfunktion), akutes Nierenversagen
- Ausgeprägter Flüssigkeitsmangel, Durst und Fieber
- Sehr eiweißreiche Kost
- Katabole Stoffwechsellage (starker Eiweißabbau, z. B. beim Fasten, nach Operationen).
Ursachen erniedrigter Werte
- Schwere Lebererkrankungen
- Angeborene Stoffwechselstörungen (führen schon bei Neugeborenen zu Beschwerden)
- Eiweißarme Ernährung.
Hinweis
Zur Beurteilung der mäßig eingeschränkten Nierenfunktion ist z. B. das Kreatinin besser geeignet.
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
Harnsäure (Urat)
Harnsäure entsteht beim Purin-Abbau und fällt v. a. bei fleischreicher Ernährung an, aber auch beim Abbau von Muskelmasse. Eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) kann zu Nierensteinen oder Gicht führen. Erniedrigte Werte sind selten von Bedeutung.
Normalbereich
- Blut: Frauen 2,5–6 mg/dl (149–357 µmol/l), Männer 3,5–7 mg/dl (208–416 µmol/l)
- 24-Stunden-Sammelurin (bei normaler Kost): < 900 mg/24 Std. (5,35 mmol/24 Std.)
Indikation
Blut:
- Klärung von akuten Gelenkschmerzen (v. a. im Großzehengrundgelenk)
- Nierensteine (können harnsäurehaltig sein)
- Bei Erkrankungen und Situationen, die mit einem vermehrten Harnsäureanfall einhergehen, wie z. B. lange Fastenkuren, Krebstherapien.
24-Stunden-Sammelurin: Weitere Klärung einer unklaren Erhöhung der Harnsäure im Blut.
Ursachen erhöhter Werte
- Kurzzeitig nach starker körperlicher Anstrengung
- Hyperurikämie und Gicht
- Fasten
- Bestimmte Medikamente, z. B. Diuretika (harntreibende Medikamente), Schmerzmittel oder das Parkinson-Medikament L-Dopa
- Verminderte Harnsäureausscheidung über die Nieren, z. B. bei Nierenversagen, Alkoholmissbrauch, EPH-Gestose
- Vermehrter Anfall von Harnsäure bei Knochenmarkerkrankungen, Leukämien, Tumoren, insbesondere während einer Strahlen- oder Chemotherapie.
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HbA1
Die Glukose und andere Einfachzucker im Blut lagern sich konzentrationabhängig an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin an. Diese „Verzuckerung“ (Glykierung) ist unumkehrbar, d. h. sie bleibt während der gesamten Restlebensdauer des roten Blutkörperchens bestehen, sodass der prozentuale Anteil der Zuckerhämoglobine (Glykohämoglobine, glykosylierten Hämoglobine, glykierten Hämoglobine) zur Langzeitkontrolle des Kohlenhydratstoffwechsels bei Diabetes herangezogen werden kann („Blutzuckergedächtnis“).
Die Gesamtheit der Zuckerhämoglobine heißt HbA1. Das HbA1c ist eine Untergruppe des HbA1, die zuverlässigere, besser vergleichbare Ergebnisse liefert.
Normalbereich (Blut)
- HbA1: 5–7 %, Zielwert bei Diabetikern < 8 %
- HbA1c: 4–6 %, Zielwert bei Diabetikern < 6,5-7 %(abhängig vom Alter des Patienten und dem Risiko gefährlicher Unterzuckerungen)
Indikation
Langzeitkontrolle der Blutzuckereinstellung bei Diabetes
Ursachen erhöhter Werte
Schlecht eingestellte Blutzuckerstoffwechsellage in den letzten 6–8 Wochen
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
HDL-Cholesterin
HDL (high density lipoprotein) ist ein Lipoprotein mit hoher Dichte, das in der Leber gebildet wird und Cholesterin aus der Körperperipherie zur Leber transportiert. Ein hoher HDL-Spiegel im Blut ist ein Schutzfaktor vor arteriosklerotischen Erkrankungen, insbesondere vor einer koronaren Herzkrankheit. HDL-Cholesterin wird deshalb auch – im Gegensatz zum LDL-Cholesterin – als das „gute Cholesterin“ bezeichnet. Durch regelmäßige körperliche Aktivität lässt sich der HDL-Spiegel erhöhen.
Normalbereich (Blut)
> 35 mg/dl (0,9 mmol/l)
Indikation
- Einschätzung des Arteriosklerose-Risikos
- Therapiekontrolle bei Behandlung einer Fettstoffwechselstörung mit lipidsenkenden Medikamenten.
Bedeutung erhöhter Werte
Schutzfaktor vor Arteriosklerose und damit auch vor koronarer Herzkrankheit und anderen arteriellen Verschlusskrankheiten bei Werten > 54 mg/dl
Bedeutung erniedrigter Werte
Risikofaktor v. a. für eine koronare Herzkrankheit
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
Helicobacter-pylori-Antigennachweis im Stuhl und Helicobacter-pylori-Antikörpernachweis im Blut
Helicobacter-pylori-Bakterien (HP-Bakterien) in der Magenschleimhaut sind eine wesentliche Mitursache von Magenschleimhautentzündung, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, evtl. spielen sie auch eine Rolle bei der Magenkrebsentstehung.
Eine Möglichkeit des Bakteriennachweises ist der Helicobacter-pylori-Antigennachweis im Stuhl. Er zeigt eine aktuell bestehende HP-Infektion an und belastet den Patienten nicht, ermöglicht aber naturgemäß keine Aussage über eine evtl. Magenerkrankung. Ähnliches gilt für den Helicobacter-pylori-Atemtest, der vornehmlich zur Behandlungskontrolle eingesetzt wird.
Im Blut lassen sich nach einer Infektion Antikörper gegen Helicobacter pylori nachweisen. Allerdings kann nicht unterschieden werden, ob es sich um eine derzeit bestehende Infektion handelt oder ob sie schon länger zurückliegt (Seronarbe). Der Test ist daher lediglich als Suchtest für Gesunde geeignet.
Im Rahmen der Erstdiagnostik ist bei Erwachsenen fast immer eine Magenspiegelung notwendig, um keine ernsthaften Erkrankungen des Magens zu übersehen. Dann erfolgt die Helicobacter-Diagnostik an einer Gewebeprobe aus dem Magen.
Indikation
- Antigennachweis im Stuhl: Diagnostik auf HP-Befall, wenn eine Magenspiegelung nicht nötig oder nicht möglich ist, Kontrolle nach Behandlung eines HP-Befalls
- Antikörpernachweis im Blut: Suchtest bei beschwerdefreien Personen
Ursachen erhöhter Werte
Helicobacter-pylori-Infektion
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
Herzenzyme
Wichtige Herzenzyme sind:
- CK
- kardiale Troponine
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HIV-Antikörper
HIV-Antikörper sind Antikörper gegen das HI-Virus, das die erworbene Immunschwächekrankheit AIDS verursacht.
Normalbereich (Blut)
Negativ (= keine Antikörper nachweisbar)
Indikation
Screening-Untersuchung (z. B. vor Operationen), Verdacht auf eine HIV-Infektion
Ursachen eines positiven Befunds
- Infektion mit dem HI-Virus
- Neugeborene: Übertragung von HIV-Antikörpern durch die infizierte Mutter (ohne dass eine Infektion vorliegen muss).
Hinweise
Auch beim HIV-Antikörper-Test gibt es falsch positive Befunde. Jeder positive Befund muss deshalb durch einen weiteren, methodisch andersartigen Test (wie z. B. dem Westernblot) aus der gleichen Blutprobe bestätigt werden. Um Verwechslungen auszuschließen, muss bei weiter positivem Testergebnis außerdem eine zweite Blutprobe untersucht werden. Wichtig: Ganz frische Infektionen werden nicht erkannt, da der Körper eine gewisse Zeit braucht, um die Antikörper zu bilden.
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
HLA (Humane Leukozyten Antigene)
Die HLA (HL-Antigene), auch als MHC-Moleküle bezeichnet, sind Moleküle auf der Oberfläche von Körperzellen (vergleichbar den Blutgruppenantigenen auf den roten Blutkörperchen) und unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Da sie genetisch festgelegt sind, ändern sie sich zeitlebens nicht. Die HLA spielen eine wichtige Rolle bei der Unterscheidung körpereigener und fremder Strukturen und damit bei Abwehrreaktionen des Körpers. Medizinisch bedeutsam sind die HLA aus zwei Gründen:
- In der Transplantationsmedizin. Je ähnlicher die Gewebe zwischen Spender und Empfänger sind (je mehr Übereinstimmungen sie also in den HLA zeigen) und je weniger Antikörper gegen HLA-Antigene des Spenders beim Empfänger vorhanden sind (z. B. nach früheren Transfusionen), desto größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Transplantation. Deshalb erfolgt vor Blutstammzell- oder Organtransplantationen eine HLA-Typisierung von Spender und Empfänger.
- Einige HLA-Antigene treten bei bestimmten Erkrankungen gehäuft auf, z. B. HLA-B27 bei Morbus Bechterew. In diesen Fällen kann die Bestimmung der HLA eine unsichere Diagnose stützen.
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Homozystein (Homocystein)
Homozystein ist eine Aminosäure, die innerhalb des Eiweißstoffwechsels entsteht, aber relativ giftig ist und deshalb beim Gesunden sofort durch Enzyme gebunden oder umgebaut (metabolisiert) wird. Erhöhte Homocysteinspiegel (Hyperhomocysteinämie) fördern nach heutigem Kenntnisstand die Arteriosklerose und werden auch als Risikofaktor für Alzheimer- und vaskuläre Demenz diskutiert.
Normalbereich (Blut)
< 10–12 µmol/l
Indikation
- Einschätzung des Arterioskleroserisikos
- Verdacht auf Homocysteinurie.
Ursachen erhöhter Werte
- Vitaminmangel, v. a. Mangel an Folsäure und Vitamin B12
- Schwere Erkrankungen, insbesondere Nierenversagen
- Genvarianten
- Homozystinurie: Dies ist eine seltene angeborene Stoffwechselkrankheit mit starker Erhöhungen des Homozysteins, die neben schweren und viel zu frühen Erkrankungen von Herz und Gefäßen auch geistige Behinderung, Augen- und Skelettveränderungen zur Folge hat.
Hinweise
Die Blutabnahme muss nüchtern vor dem Frühstück erfolgen.
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
Hämatokrit
Der Hämatokrit bezeichnet den Anteil fester (zellulärer) Blutbestandteile am Gesamtvolumen des Bluts und wird ganz überwiegend von den roten Blutkörperchen bestimmt.
Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin ist der wichtigste Bestandteil der roten Blutkörperchen. Er hat eine zentrale Funktion beim Sauerstofftransport von der Lunge zu den Geweben.
Normalbereich (Blut)
- Hämatokrit: Frauen 34–44 Vol% (0,34–0,44), Männer 36–48 Vol% (0,36–0,48)
- Hämoglobin: Frauen 12–15 g/dl, Männer 13,6–17,2 g/dl
Indikation
- Screening-Untersuchung z. B. vor Operationen, bei Vorsorgeuntersuchungen
- Diagnose und Verlaufskontrolle bei Blutarmut, Polyglobulie und Störungen des Wasserhaushalts
- Verlaufsbeurteilung in der Notfallmedizin, in der Transfusionsmedizin und bei der therapeutischen Blutverdünnung (Hämodilution).
Ursachen erhöhter/erniedrigter Werte
Hämatokrit und Hämoglobin verändern sich meist in gleicher Weise wie die roten Blutkörperchen. Auch die Ursachen erhöhter und erniedrigter Werte entsprechen sich im Wesentlichen und werden daher zusammenfassend bei den roten Blutkörperchen dargestellt.
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). -
Hämaturie (Blut im Urin)
Die gesunden Nierenkörperchen sind so „dicht“, dass sie keine Blutkörperchen in den Urin durchlassen. Auch aus den gesunden Harnwegen geraten praktisch keine roten Blutkörperchen in den Urin. Blut im Urin ist deshalb immer ein Verdachtsmoment für eine Erkrankung, wobei unterschieden wird zwischen einer nur mittels Urin-Teststreifen oder im Mikroskop feststellbaren Mikrohämaturie oder Erythrozyturie und dem sichtbar blutigen Urin (Makrohämaturie).
Normalbereich
- Urin-Teststreifen: negativ
- Urinsediment: < 3 rote Blutkörperchen/ Gesichtsfeld bzw. < 8/µl Urin
Indikation
Diagnose und Verlaufskontrolle von Erkrankungen der Nieren und der Harnwege
Ursachen erhöhter Werte
- Infektionen, Tumoren und Verletzungen von Nieren oder Harnwegen
- Glomerulonephritis
- Nierensteine
- Extreme körperliche Anstrengungen am Untersuchungstag oder -vortag
- Fieber und Austrocknung
- Einnahme blutverdünnender, gerinnungshemmender Medikamente
- Bei Männern auch Prostataerkrankungen
- Bei Frauen auch Menstruation.
Hinweise
Nach der Einnahme großer Mengen Vitamin C sind falsch negative Ergebnisse im Urinteststreifen möglich.
Autor: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Ingrid Wess in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).